Pädagogische und philosophische Inspiration

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Unsere tägliche Arbeit mit den Kindern, mit den Eltern und mit dem Team wird maßgeblich beeinflusst durch:

Celestin Freinet

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Für Celestin Freinet (Reformpädagoge) liegt ein Schwerpunkt der Pädagogik auf der Selbstständigkeit und Selbsttätigkeit des Kindes. Freinet unterscheidet Arbeit mit Spielcharakter, in der das Kind einen bestimmten Zweck verfolgt, und Spiel mit Arbeitscharakter, bei dem das Handeln selbst der Zweck ist und nicht das Ergebnis. Spiel und Arbeit werden miteinander verbunden und ermöglichen so ein nachhaltiges Lernen. Nur ein freier Geist kann sich auch frei entwickeln; dafür braucht es Möglichkeiten zum freien Ausdruck auf vielfältige Art und Weise. Hierfür können Kinder in unserer Schule in z.T. frei gewählten Lernmodulen und in Werkstätten lernen und somit ihre Lerninhalte mitbestimmen. Unsere Schule möchte Kindern nach Freinets Vorbild das Wort geben und sie durch Schulkonferenzen, Morgenkreise und ein hohes Maß an Selbstbestimmung in der Ausbildung ihrer Selbstkompetenzen unterstützen. Kinder, die mitentscheiden und mitgestalten können, lernen mehr, Aggressionen sind geringer, Fehltage aufgrund von Krankheit oder Unlust fallen geringer aus.

Jon Young

www.jonyoung.online

Jon Young (Begründer der Wildnispädagogik, Mitgründer des 8-Shields-Institutes für Naturverbindung und kulturelles Mentoring) versteht es, Wissen, Weisheiten, Kultur, Techniken und Wege zu Lernen von nativen Völkern mit Erkenntnissen der modernen Hirnforschung zu verbinden und daraus Techniken für unsere westlich orientierten Gesellschaften zu entwickeln. Die Wildnispädagogik beinhaltet viele Ansätze zum ganzheitlichen Lernen in der Natur mit einfachen, natürlichen Mitteln wie Vogelsprache, Handwerk, Pflanzenwissen, Spuren lesen, Essen finden und zubereiten, Feuer mit traditionellem Werkzeug entzünden, Naturmedizin herstellen.

Das von Jon Young und seinem Team entwickelte Modell der 8 Schilde bietet uns eine ganzheitliche Methode, Aspekte des Lernens und Lehrens, der menschlichen Entwicklungsphasen und Prozesse in der Natur zu beachten, zusammen zu führen und zu verinnerlichen. Es unterstützt beim Aufbau eines inneren Wertesystems durch Achtsamkeit und Wahrnehmung in der Natur. Die wegweisende Mentormethode des „Coyote-Teaching“ ermöglicht Kindern, ihre Wahrnehmungen bewusst zu erleben, sich selber Zusammenhänge zu erschließen, eigene Antworten auf ihre Fragen zu finden. Es steht dabei nicht ausschließlich die richtige Antwort im Vordergrund, sondern die Anregung des Wahrnehmungs- und Denkprozesses an sich.

Durch die aktive Rolle der die Kinder begleitenden Erwachsenen werden die Kinder nach dem Modell „ropes to nature“ unterstützt, viele „Beziehungsfäden“ zur Natur und zu Menschen zu knüpfen und diese zu festigen. Durch den Kontakt zu einer Pflanze (z.B. Spitzwegerich) entsteht nach dem Sammeln ein erster dünner Faden. Nach dem Hustensirupkochen windet sich schon ein zweiter dünner Faden um den ersten, und nach dem Tag mit der Mückenplage und der wohltuenden, kühlenden Spitzwegerichauflage ist der Faden gleich um drei Fädchen dicker geworden. So gehen die Kinder immer wieder neu mit sich und der sie umgebenden Natur in Verbindung, es entstehen nach und nach daraus tragfähige Seile zu Menschen, Bäumen, Vögeln und Füchsen, welche die Kinder nicht nur in ihren Lernprozessen unterstützen, sondern mit der Zeit ein tragfähiges Netz bilden, welches in Krisen Halt gibt. Studien belegen, dass Kinder, die längere Zeit in solchen Naturprogrammen verweilen, verschiedene Tugenden wie Ehrlichkeit, Respekt, Demut, Bescheidenheit ausbilden. Genannt werden diese Tugenden von indigenen Völkern „die sieben Großvaterlehren“.

Maria Montessori

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Nach Maria Montessori entwickelt sich jedes Kind speziell nach seinem inneren Bauplan und ist damit Schöpfer seiner selbst. Dabei hat es – entsprechend seiner sensiblen Phasen – die Möglichkeit, seine Tätigkeiten selbst zu bestimmen. Kinder brauchen Stimulation, sie lernen nachhaltig in ihrem eigenen Tempo, mit allen Sinnen, am Objekt und kontrollieren ihre Lernerfolge selbst. Die vorbereitete Umgebung eröffnet ihnen dabei neue Möglichkeiten, aktiv tätig zu werden, eigene Wege zu finden und seine eigenen Entdeckungen zu machen. Arbeits- und Ordnungsregeln geben den Kindern dabei Halt und Unterstützung. Daraus ergeben sich wesentliche Grundsätze für unsere Schule:

Kinder lernen in Freiheit, denn sie sind „Baumeister“ ihrer selbst, ihrer eigenen Bildungsprozesse. Maria Montessoris Grundsatz „Hilf mir, es selbst zu tun“ beschreibt die Bitte der Kinder an die Erwachsenen sehr treffend. Wesentlich sind Selbsttätigkeit, Selbstständigkeit, eine Polarisation der Aufmerksamkeit, Stille, Aufmerksamkeit für sensible Phasen der Kinder, eine vorbereitete Umgebung sowie Begrenzung des Materials und die Isolierung einer Eigenschaft des Materials.

Sobonfu Somé

Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen.

Afrikanisches Sprichwort

www.sobonfu.com

Nach Sobonfu Somé (Autorin und Referentin zu Kinderthemen, Gemeinschaft und afrikanischer Spiritualität) werden Kinder als Seele des Dorfes angesehen. Kinder brauchen Gemeinschaft, um auf einem fest verwurzelten Lebensweg voller Geborgenheit, Inspiration und Glück so zu gehen, dass sie ihre einzigartigen Gaben entwickeln und entfalten können. Kinder sind Natur und müssen in die Natur, sie müssen willkommen geheißen und in ihrem Heranwachsen durch zeitgemäße, haltgebende Rituale begleitet werden. Die Verbindung zur geistigen Welt und zur Gemeinschaft spielen dabei eine zentrale Rolle.

Wir wollen mit unserer Schule einen tragenden Gemeinschaftsrahmen mit stabilen, verlässlichen Bindungen und Beziehungen für die Kinder kreieren und ihnen durch wiederkehrende Rituale im täglichen Miteinander wie auch zu besonderen Anlässen Halt und Unterstützung geben. Rituale und Reifeprüfungen können helfen, schwierige Entwicklungsschritte bewusst und mit Hilfe der Natur und „dem Dorf“, der Gemeinschaft, zu gehen. In einer kleinen Schule fällt es leicht, zu vielen Menschen eine persönliche Beziehung aufzubauen und durch vielfältiges Eingebundensein, gemeinsame Aktionen und Feste Gemeinschaft zu leben.

Für Sobonfu Somé hat die Arbeit mit den Gefühlen, besonders die Arbeit mit der eigenen Trauer eine große Bedeutung für alle Lebens- und Lernprozesse. Ein Anschauen und ein Arbeiten mit der Trauer ist essentiell für viele Entwicklungsschritte. In unserem Schulalltag wollen wir die Kinder unterstützen, mit ihren Gefühlen in Kontakt zu kommen und konstruktiv mit ihnen zu arbeiten.

Jesper Juul

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Jesper Juul (Familientherapeut und Autor zu Erziehungsthemen) beschreibt anders als andere Erziehungsfachleute keine Defizite, kritisiert nicht Verhalten von Kindern oder Eltern. Die Grundpfeiler erfolgreicher Erziehung sieht er in der authentischen, aufrichtigen Kommunikation untereinander, der Bereitschaft, verantwortlich die Elternrolle zu übernehmen, der Fähigkeit, als Vorbild Kindern glaubwürdig Orientierung zu vermitteln und der Gleichwürdigkeit aller Familienmitglieder. Das Schlüsselwort heißt Beziehung. Ihre Qualität entscheidet über unser Wohlbefinden und unsere Entwicklung als Mensch. Kinder werden mit allen wesentlichen menschlichen Qualitäten geboren und haben daher auch dieselbe Verletzlichkeit und Überlebensfähigkeit wie Erwachsene.

Juul sagt auch, Kinder brauchen Führung. Viele Erwachsene sehen den Unterschied zwischen Wünschen und Bedürfnissen nicht. Wenn man Kindern all ihre Wünsche erfüllt, dann befriedigt man nicht deren Grundbedürfnis nach Führung. Kinder haben kein Interesse an Macht, doch sobald es ein Vakuum gibt, also einen Mangel im System, springen Kinder ein und übernehmen. Sie können gar nicht anders, als diese Lücke zu schließen. „Führungslose“ Kinder können ihre empathischen Fähigkeiten nicht entwickeln. Oftmals werden Unmutsäußerungen der Kinder als Ausdruck persönlichen Unglücks gesehen, Erwachsene wollen es den Kindern recht machen und erkennen den Kindern damit das Recht auf eigene Gefühle ab.

In unserer Schule haben Kinder ein Recht auf ihre eigenen Gefühle, genauso haben sie auch das Recht, mit diesen Gefühlen ernst genommen zu werden und gut begleitet zu werden. Nach Juuls Grundsatz „Beziehung statt Erziehung“ wollen wir immer wieder neu an unserer Beziehung zu den Kindern und unserer eigenen Vorbildrolle arbeiten.